Lebensweg

L E B E N S W E G

Es ist eine biografische Zeitlinie. Im Vergleich zu anderen Anlaufpunkten auf Seelenreisen ist der Lebensweg eher als energetische Formierung und nicht als bildhaft verständliche Imagination wahrnehmbar. Bestimmte biografische Sachverhalte ziehen sich als Schatten, als Gewölk, als Fäden, als Wasserlauf, als eine substanziell ganz spezifische, aber in der Formierung oft diffus erscheinende Energie durch einen Teil oder durch den ganzen Lebensweg. Diese Formen beziehen sich auf Seelenzustände. Man kann eine Problematik bis zum zeitlich biografischen Kernpunkt zurückverfolgen. Ohne thematische Fokussierung verirrt man sich in den Wirren, und die Erscheinungen wirken sinnlos.

Vincent van Gogh, Weizenfeld mit Raben, Lebensweg

Vincent van Gogh, Weizenfeld mit Raben
Quelle: Wikipedia
Foto: galeriacanvas.pl

Es ist der Punkt zwischen Heute und Morgen, zwischen Vergangenem und Zukünftigem, und es ist der ideale Einstiegspunkt, um seinen Lebensweg kennen zu lernen. Die Vergangenheit hat ganz bestimmte energetische Konfigurationen, entsprechend den Zuständen, die uns getragen haben oder von denen wir uns haben tragen lassen. Die Zukunft enthält manchmal Wahlmöglichkeiten in Form zweier Wege, und manchmal ist sie durch uns selbst schon festgelegt. Wenn wir uns vorher ein Geschenk vom Lehrer oder der Lehrerin haben geben lassen, so können wir es ausrollen, in unsere Zukunft hinein rollen - vielleicht ist es eine Lichtkugel oder ein Blume, die sich auf dem Weg unendlich vervielfältigt.

Wir können auf dem Lebensweg ein Krankheitssymptom bis zur Ursache zurückverfolgen. Das ist auch bei gravierenden Muskelverspannungen oder unangenehmen körperlichen Erscheinungen möglich.
Der Verlauf kann an einem Punkt in der Biografie enden, dann arbeitet man entweder heilend mit diesem Punkt, oder man muss, wenn es sich um etwas schwerwiegendes handelt, mit dem entsprechenden Thema arbeiten und andere Ebenen (Seelenhaus) einbeziehen. Das heißt, der Krankheitsherd wird bereinigt. Zusätzlich verankert man die Heilung im seelisch-energetischen Muster und tilgt die Spuren, die auf dem nachfolgenden Lebensweg hinterlassen wurden.
Es kann auch passieren, dass der Krankheitsverlauf vom Lebensweg abzweigt und auf den Lebensweg einer anderen Person, in der der Regel aus der Verwandtschaft, hinführt. In dem Fall muss die Durchlässigkeit des Weges überprüft und die vorhandene Problematik dieser Person gelöst werden. Das sind Themen, die nur mithilfe des Krafttieres und des Lehrers bzw. der Lehrerin bearbeitet werden können.

Jeder tiefgreifende Schock kann ein Trauma bewirken, aber nicht jedes Trauma entspringt einem Schock. Ein Schock entsteht innerhalb von Sekunden, ein Trauma kann das Resultat wiederholter Schmerzen oder Quälereien sein. In beiden Fällen findet man den Ursprungspunkt, ähnlich wie beim Krankheitsverlauf und Krankheitsherd, auf dem Lebensweg. Und beide - Schock und Trauma - haben je nach Schweregrad die gleiche zerstörerische Auswirkung auf das StirnChakra.
Durch ein lebensbedrohliches körperliches und/oder seelisches Erleben (Unfall, Vergewaltigung, Misshandlung, Naturkatastrophe, Negierung etc.) wird das Energiemuster des StirnChakras zerrüttet, und es erstarrt. Je nach Schweregrad des Schocks oder Traumas versteinert die Seele oder ein Anteil der Seele. Die Seele verweigert die Aufnahme des Geschehenden, ihr Fenster zur Welt zerspringt. Dieser Akutzustand kann sich eventuell im Laufe der nächsten Tage, Wochen ein wenig mildern, aber die energetischen Notstandsaggregate laufen auf Hochtouren, und es wird doppelt und dreifach so viel Energie verbraucht, um das Trauma in der Erstarrung zu halten und das Überleben auch mit fehlenden seelischen Funktionen zu sichern. Darum sind traumatisierte Menschen so erschöpft und ermüden so schnell. Die Versteinerung muss aufrecht erhalten werden, damit die Seele hinter diesem Schutzschild in einer Art Dämmerzustand weiter existieren kann. Diese Versteinerung ist der Verlust der Lebendigkeit und Vielfalt des Energiemusters im StirnChakra, und das bewirkt auch eine Veränderung in der weiteren Hirnentwicklung, weil die normalen Verarbeitungsprozesse im Gehirn durch diese Energiereduzierung im StirnChakra blockiert sind.
Auch die andere Chakren reagieren auf das Trauma oder den Schock, das WurzelChakra z.B. kann sich schlagartig abtrennen von seiner Erdverbindung. Der ganze Körper ist damit in einem Ausnahmezustand, der, wenn er länger anhält, zu Krankheitssymptomen führt.
Der Schockmoment oder der Auslöser des Traumas kann am besten auf dem Lebensweg geheilt werden. Es kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber die Seele bekommt die Chance, in sich zu bleiben. Mit der Ganzheit ihres vorherigen Zustands, mit ihrem gesunden Potenzial durchläuft sie den Schock bzw. das Trauma noch einmal, wissend, was an einem bestimmten Punkt des Lebensweges geschieht. Sie bekommt während dessen einen energetischen Schutz und durchläuft den Moment des Schocks bis zu diesem JetztPunkt. Gleichzeitig müssen alle anderen Systeme aufgebaut werden bzw. können erst dann aufgebaut werden, weil der erstarrte Schockzustand vorher Veränderung und Heilung verhindert hat. Es kann körperenergetisch gearbeitet werden. Falls ein Seelenanteil abgesprungen ist, kann er wiederbelebt werden. Das Nervensystem, das über das StirnChakra zerrüttet wurde, muss beruhigt werden.

Vincent van Gogh, Landschaft in der Abenddämmerung, Lebensweg

Vincent van Gogh, Landschaft in der Abenddämmerung
Quelle: Wikipedia

So, wie man sich einen Segen erbitten kann vom Lehrer (Schnittstelle JETZT) und diesen Segen auf seinem Lebensweg wirken lässt, kann man auch einen Wunsch auf dem Lebensweg manifestieren. Wobei man da immer sehr vorsichtig sein sollte - nicht dass einem das Ego ein Schnippchen schlägt.
Man kann natürlich auch Segenswünsche auf den Lebensweg eines anderen Menschen senden. Das ist besonders schön, wenn jemand eine lange Reise vor sich hat. Die Bilder, die sich da zeigen, können sehr eindrücklich sein. Ich halte es für wichtig, diese Person zu befragen, ob sie damit einverstanden ist, weil diese Seelenreise, wie auch alle anderen schamanischen Reisen, über das normale Maß der Gedankenwirkung hinausgeht.

Es kann eine Herausforderung sein, sich auf dem Lebensweg den eigenen Geburtsmoment anzuschauen. Man läuft wirklich die ganze Strecke von der Schnittstelle JETZT zurück bis zum Nullpunkt. Das ist sehr anstrengend, weil man sich gegen den Zeitstrom bewegt und weil man sich in Energiekonglomeraten aufhält, die nicht immer angenehm erscheinen.
Geburt ist ebenso eine Schnittstelle der Seele wie der Tod. Es ist eine Schnittstelle zwischen den Welten. Ich sehe den Tod in der gleichen Wertigkeit wie die Geburt. Es sind Punkte, die etwas aussagen, was sich dann über Jahrzehnte hinzieht oder hingezogen hat. Kulminationspunkte der Seele, in denen die Seele besonders wissend ist, besonders überschauend.
Der Aufenthalt im Mutterleib ist noch keine Bewusstwerdung dieser Welt. Es ist eine langsame Vorbereitung für den Körper; die Seele schläft noch in einer All-Einheit. Und zum Zeitpunkt der Geburt weiß sie alles. In komprimierter Form durchlebt sie während des Geburtsvorganges ihre Haltung zum Leben, die sich in den nächsten Jahren auch in der Welt darstellt. Das Baby inszeniert (über das Wort kann man sich streiten) schon im Geburtsvorgang die Problematik, die es in diesem Leben leben wird. Als wisse es, was auf es zukommt, und so formieren sich die entsprechenden Widerstände im Geburtsablauf.
Interessant ist, dass bei der Wiederholung dieser Reise der Geburtsmoment mehr Leichtigkeit bekommt, als ob der Seele etwas von der Schwere dieses Lebens genommen werde. So kann man den Geburtsmoment nachträglich heilen.
Verändert sich also durch die Reisen die Geburtsqualität? Die nicht existierende Zeit? Es scheint sich offensichtlich etwas zu ändern. Die Seele erlebt sich anders. Sie ist anders. Als sei sie aufgelöst worden Es werden neue Varianten, neue Reaktionsmuster gelebt, obwohl es doch längst vorbei ist. Früher war Verneinung, doch die Seele erprobt sich in neuen Zuständen.

Man kann den Nornen begegnen, wenn man auf dem Lebensweg in einen Raum vor dem Raum und in eine Zeit vor der Zeit geht. Wenn es einen Geburtsmoment gibt auf dem Lebensweg, so muss es vor der Geburt auch einen Seelenraum geben, der dem Zustand der Mutterhöhle entspricht, und darüber hinaus muss es einen Raum der Entscheidung geben. In diesem Vakuum sind die Nornen die Verflechtung von Raum und Zeit schlechthin, ohne selbst verflochten zu sein. Sie stehen außerhalb aller Abhängigkeiten im Denken, auch wenn sie die Abhängigkeiten unserer gesamten Vergangenheiten archivieren und ordnen. Es sind uralte Wesen - nicht im biologischen Sinne, sondern im Sinne einer uralten Alterslosigkeit, die einen selber wie ein Komma erscheinen lässt.
Sie nehmen, was schon ist, und strukturieren es zu einem Gewebe. Das, was schon ist, sind die Fäden vergangener und noch wirkender Realitäten: Bindungen innerhalb der Familie, angenehme wie unangenehme, Verstrickungen, Flüche, die wir uns selber angetan haben und die uns angetan wurden, Verwünschungen, Sehnsüchte, Zwänge, die man glaubt, haben zu müssen, Schmerzen, Glaubensvorstellungen aus dem Familiensystem und Glaubensvorstellungen, die man aus anderen Leben mitbring. Tausende von Fasern, die einen Faden ergeben, und unzählige Fäden, die zu einem Muster verwoben werden. Keiner dieser Fäden wurde aus dem Nichts gesponnen, jeder hat seinen Hintergrund und seine Bewandtnis, und nicht alle Fäden sind verständlich, viele sind uneinsehbar für den menschlichen Verstand.
Wir können die Nornen fragen nach dem Gewebe, das vor unserem Erdendasein geknüpft wurde, nach unserem Schicksal, nach dem Wyrd, das uns bei der Geburt übergeworfen wurde, dem Gewebemuster der Familie, in die wir hineingeboren wurden und in dem sich unser Leben bewegen wird.
Je mehr dieser Fäden wir lösen, um so freier und leichter wird unser Leben und um so mehr werden wir den Nachgeborenen die unsere eigene Schwere ersparen.
Eine andere Möglichkeit, die Nornen zu erreichen, sind die Verse der Edda. Wenn man sie so verinnerlicht, dass man sie auf einer Seelenreise sprechen kann, beschwört man die Nornen herbei. Es ist ein Zauberspruch.

Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,
Den hohen Baum netzt weißer Nebel;
Davon kommt der Tau, der in die Täler fällt.
Immergrün steht er über Urds Brunnen.

Davon kommen Frauen, vielwissende,
Drei aus dem Saal dort bei dem Stamm:
Urd heißt die eine, die andre Verdandi;
Stäbe schnitt Skuld, die dritte.
Sie legten Lose, bestimmten das Leben
Der Menschengeschlechter, das Schicksal zu ordnen.

John Melhuish Strudwick, Ein Goldener Faden, Lebensweg

John Melhuish Strudwick, Ein goldener Faden
Quelle: Wikipedia

Die Nornen entscheiden letztendlich, ob sie sich auf dich einlassen, sie sind etwas wählerisch. Ihre Entscheidung ist abhängig von deiner Fähigkeit, Wahrheit auszuhalten. Den meisten von uns geht es so, dass wir unser Weltbild, unsere Glaubensvorstellungen in unseren Wahrnehmungen bestätigt sehen wollen. Wir wollen nicht, dass es anders sei, als wir denken - auch wenn uns das nicht bewusst ist. Das mögen die Nornen nicht, damit können sie nichts anfangen. Man sieht sie oft auch bei einem Brunnen. Das ist in der Seelenbedeutung der gleiche Brunnen wie im I Ging: der Brunnen der Wahrheit. Wenn wir ihn klar und rein sein lassen oder zumindest das Bedärfnis danach haben, werden sie sich zeigen.

Die nächste naheliegende Frage ist: Was ist mit meinem Freien Willen, wenn ich durch ein vorgeburtliches Schicksalsgewebe festgelegt bin? Eigentlich denkt man, das schließe sich gegenseitig aus.
Alles Leiden auf dieser Erde von den Kriegen bis zur gänzlichen individuellen Verkümmerung und seelischen Degeneration des Menschen soll der Preis für den Freien Willen sein. Nur die Möglichkeit des Abgrundes bewirkt die Chance zur göttlichen Vervollkommnung als Entwicklungsweg für das menschliche Individuum und wohl auch für den menschlichen Gesamtorganismus.
Wo bleibt mein Freier Wille, wenn ich eingebunden bin in eine politische, familiäre, soziale Situation? Die Frage kann man auf einer Seelenreise auf dem Lebensweg stellen. Die Antwort, die man präsentiert bekommt, ist ziemlich verblüffend. Am verblüffendsten jedoch ist, dass jeder Fragende eine andere Antwort bekommt.
Das Muster, das als Schicksalsgewebe über dem Lebensweg liegt, schließt die Möglichkeit freier Entscheidungen nicht aus. Es gehört gerade zum Reichtum des Lebens, dass ein Spielraum zum Ausprobieren für verschiedenste Handlungsvarianten vorhanden ist. Der Bereich des Spielraumes und die jeweilige Bandbreite sind abhängig vom Entwicklungsweg oder Lebensweg des Einzelnen. Je mehr wir uns von unbewussten Zwängen, den Fäden, lösen, um so mehr Freiheit steht uns zur Verfügung und umso weniger brauchen wir diese Freiheit, weil wir uns immer mehr einer absoluten Lebensfreiheit nähern. Die Varianten der Willensfreiheit sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Aber es tut gut, sich das genau anzuschauen und sich seines individuellen Freiraumes bewusst zu sein, weil man dann auch erkennt, welchen Sinn die ganz persönliche und individuelle Freiheit für die eigene Lebensaufgabe hat.

Vincent van Gogh, Sämann bei untergehender Sonne, Lebensweg

Vincent van Gogh, Sämann bei untergehender Sonne
Quelle: Wikipedia

Vincent van Gogh, Umfriedetes Feld mit jungem Korn bei Sonnenaufgang, Lebensweg

Vincent van Gogh, Umfriedetes Feld mit jungem Korn bei Sonnenaufgang
Quelle: Wikipedia

Vincent van Gogh, Landschaft mit Schloss Auvers bei Sonnenuntergang, Lebensweg

Vincent van Gogh, Landschaft mit Schloss Auvers bei Sonnenuntergang
Quelle: Wikipedia