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MILITÄRAHNEN IM SEELENHAUS

einfach JA 2016

Seit 1989 gehören schamanische Seelenreisen und damit der Kontakt zur geistigen Welt zu meinem Leben. Von der Logik ausgehend, dass alle materiellen Manifestationen sowie alltäglichen Erscheinungen dieser Welt auch eine Form in der geistigen Welt besitzen, beschäftige ich mich seit 2008 in meiner schamanischen Arbeit damit, die Problembereiche unserer Kultur in unserer Zeit ausfindig zu machen in den Entsprechungen der geistigen Welt.
Um uns auf den Seelenreisen nicht zu verlieren in assoziativen Bildern - ähnlich den Träumen -, brauchen wir die Führung kompetenter geistiger Wesen. Das ist bei schamanischen Seelenreisen möglich. Und wir brauchen auf den Seelenreisen ein Netzwerk von Parametern, das uns die Sprache der geistigen Welt verständlich macht und mit dem wir formend umgehen können. Im Laufe der letzten Jahre wurden mir immer mehr Details dieses Netzwerkes offenbart, es verdichtet sich zu einem System, mit dem sehr gut therapeutisch gearbeitet werden kann. Verflechtungen und Abhängigkeiten innerhalb von Familien und ihren Vorfahren sind ein Hauptthema unserer Zeit - eben weil es momentan so wichtig ist, sie aufzulösen. Bei genauer Betrachtung in der geistigen Welt ergeben sich jahrhundertealte Zusammenhänge von problematischen Knotenpunkten, die sich durch viele Generationen sowie Inkarnationen der einzelnen Familienmitglieder ziehen. Ein Phänomen, das dabei häufig in der geistigen Welt auftaucht, sind Militärahnen. Sie halten sich im Seelenhaus ihrer Nachfahren auf. Das Seelenhaus ist Teil unserer Seelenlandschaft und enthält sämtliche Speicherungen und Informationen unseres Energiekörpers in der architektonischen Form eines Hauses. Zum Energiekörper gehören nicht nur die energetischen Qualitäten einzelner Energiekörperschichten - auch Speicherungen aus der biografischen Vergangenheit, Speicherungen aus dem Familienfeld, aus dem historischen Familienfeld, aus anderen Inkarnationen und aus dem kollektiven Unbewussten sind Anteile, durch die unser Energiekörper bestimmt wird und die im Seelenhaus auch präzise erkennbar sind. Besetzungen durch Ahnen, die nicht ins Licht gegangen sind, sondern sich eingekapselt haben im Energiekörper ihrer Nachfahren, sind erkennbar.
Die Gründe dieser Ahnen, sich in einem anderen Energiekörper aufzuhalten, sind so individuell wie ihre Lebensgeschichten. Bei manchen Ahnen ist es Hilflosigkeit - eine Wunde in ihrem Leben ist so allesbestimmend, dass ihre Seele gar keinen Zugang zum Licht haben kann. Sie sind eingesperrt in einem Hamsterrad aus Schmerz oder Schuldgefühlen. In dieser Hilflosigkeit heften sie sich an den Nachfahren, dem sie sich nahe fühlen - auch wenn sie ihn persönlich (innerhalb einer Lebenszeit) nicht kennen gelernt haben. Starres rationales Verhaftetsein in Zuständen der materiellen Welt, verbunden mit Unwissenheit oder Ungläubigkeit über eine andere geistige Dimension, kann ebenso die Anhaftung an Nachfahren bewirken. Und es gibt Ahnen, die sich bewusst und mit großer Dreistigkeit in einem fremden Energiekörper einnisten und über viele Jahrzehnte von diesem Energiekörper zehren und ihn zu beeinflussen versuchen. Dabei behalten sie permanent die Seelenfokussierung ihres alten Lebens bei und bewirken in ihrem Wirt Energieverlust. Zu diesen Seelen gehören Militärahnen.
Das sind Seelen, die über viele Inkarnationen hinweg schon ausgerichtet sind auf militärisches Denken und Handeln. Seit dem Großen deutschen Bauernkrieg bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges - innerhalb von 420 Jahren - sind, von deutschem Boden ausgehend, 20 Kriege geführt worden. D.h. im Schnitt ist alle 21 Jahre ein Krieg angezettelt worden. Das zeigt die Kriegslüsternheit und die Bedürftigkeit bestimmter Seelen, sich immer und immer wieder über Kriegshandlungen zu definieren und auszuleben. Diese Seelen sind meist sehr einseitig fokussiert. Manche sind ausgerichtet auf strategische Planungen: In ihren Köpfen kreisen ständig Vorstellungen, wie und unter welchen Umständen, aufgrund welcher Gruppenstärke und welcher Landschaftsgegebenheiten neue Territorien und Menschen vereinnahmbar sind. Manche dieser Seelen existieren dauerhaft in dem Wahn, die Größe und Herrlichkeit bestimmter Machthaber (Hitler) preisen sowie ihre Gefolgsbereitschaft und Hörigkeit verkünden und dies andererseits im Befehlston anderen Personen oder Seelen aufzwingen zu müssen. Manche Militärseelen sind ausgerichtet auf die Lüsternheit des Tötens: Dieses Gefühl, durch körperliche Stärke und Überlegenheit über Leben und Tod anderer Menschen verfügen zu können, bestimmt ihren Selbstwert. Und bei manchen Militärseelen wird die Lust am Töten zu einer Lust am Brechen, am Zerbrechen und Gefügigmachen mit sexueller Entladung im Orgasmus. Vergewaltigung ist eine Form der Kriegsführung und gehört(e?) über Jahrhunderte zum Recht der Sieger.
Was all diese Kämpfernaturen gemeinsam haben, ist das großartige Gefühl eines Schöpfertums, nicht im göttlichen, sondern im gegenläufigen Sinne - entgegen den natürlichen Gesetzen des Werdens und der Entwicklung zu Vollendung. Sie sind gottgleiche Herrscher über Leben und Tod, Fetisch und Ausdruck ihrer Stärke sind Landbesitznahme und Verfügungsgewalt über Menschen. Dazu benutzen sie die Schöpferenergie ihres Sakralchakras.
Wenn es in der Verwandtschaft bei den Vorfahren und Ahnen solche Seelen gibt - was überhaupt keine Seltenheit ist, im Dritten Reich war ausnahmslos jede Familie militärisch involviert -, dann sind sie im Seelenhaus ihres Wirtes auffindbar. Sie vereinnahmen einen oder mehrere Räume. Das bedeutet, sie beanspruchen im persönlichen Energiefeld des Trägers Energieeinheiten, die sie ausfüllen mit ihren Gefühlszuständen, ihren Seelenqualitäten und Expansionsansprüchen. Sie zehren ihren Wirt aus. Das Verhältnis gestaltet sich unterschiedlich, der "Hausbesitzer" kann sich identifizieren oder ankämpfen gegen die Fremdenergie. Dazwischen gibt es viele Varianten und Abstufungen. Ein Bewusstsein über diese Besetzung ist in der Regel nicht vorhanden. Es ist anzunehmen, dass die Seelenhäuser von Rechtsgerichteten überschwemmt sind mit Militärahnen, dass es sich aber auch trifft mit deren eigenen früheren Militärinkarnationen.
Wenn jemand festgestellt hat, dass Militärahnen in seinem Seelenhaus sind, bedarf es bestimmter Voraussetzungen und Vorbereitungen, um sie herauszuführen. Es muss die Bereitschaft da sein und auch die innere Kraft, sich ihnen entgegenzustellen und für die eigenen Bedürfnisse einzustehen - d.h. ein bestimmter energetischer Level muss für diese Arbeit vorhanden sein, Wurzelchakra und Herzchakra sollten gestärkt sein, und die Begleitung durch Wesen aus der geistigen Welt ist notwendig. Der Willensimpuls für diese Arbeit kann nur vom Seelenhauseigner ausgehen. Hilfreich ist es, den Ahnen einen Spiegel vorzuhalten, damit sie die Erbärmlichkeit ihrer eigenen Realität, ihrer Seele wahrnehmen und dadurch der Kontakt zu ihren Wahngebilden gestört wird. Weil ihr Energiekörper nur noch von dem Energiekörper einer anderen Person zehrt und sie alle Energie in die Anbetung ihres Wahnes stecken, sind sie in einem verheerenden Seelenzustand. Wenn sie das auch nur zu einem Bruchteil durch den Spiegel realisieren, ist es ein Schock für sie, und das macht sie brüchig in ihrer Gewalt. Man muss ihnen sagen, dass der Krieg vorbei ist, dass Deutschland verloren hat und dass es Dimensionen gibt, in denen sie zu Hause sind, dass sie sich da ausruhen können. Unser spiritueller Führer wird sie aus dem Seelenhaus und in bestimmte Bereiche der Oberwelt führen. Basis für diese Arbeit ist der Kontakt zu geistigen Wesen, das sind Krafttiere, hochentwickelte spirituelle Meister/innen oder Engel. Sie sind bereit, uns helfend zur Seite zu stehen in Situationen im Seelenhaus, die mit unseren momentan begrenzten menschlichen Möglichkeiten nicht oder nur sehr schwer auflösbar sind.
Nicht nur Erwachsene sind von Besetzungen betroffen, auch Kinder und Jugendliche werden belegt und beeinflusst durch Militärahnen. Als Mutter kann ich das Seelenhaus meines Kindes prüfen und daran arbeiten, es von Fremdbesetzungen zu reinigen. Es hilft den Kindern in ihre Eigenständigkeit und Freiheit, in ihr Seelenpotenzial zu kommen, und es ist ein wesentlicher Baustein, die Altlasten unserer Geschichte aufzulösen, sie nicht von Generation zu Generation weiterzugeben.

MEDMOB DRESDEN

oder
Die Liebe zur Meditation

einfach JA 2014

Menschen, die sich im öffentlichen Raum zusammen finden - an einem vereinbarten Ort, zu einer vereinbarten Zeit, sich nach kurzer Begrüßung in Meditationshaltung auf den Boden setzen und in eine fast einstündige Starre verfallen - das ist das äußere Erscheinungsbild eines Meditations-Flashmobs - in Berlin, Köln, Tübingen oder anderen Städten auf der Erde. Auch in Dresden wird seit ein paar Jahren allmonatlich ein MedMob organisiert. Menschen unterschiedlicher spiritueller Ausrichtungen nehmen daran teil. Das gemeinsame Meditieren in der Öffentlichkeit als eine Form, Harmonie und Frieden wachsen zu lassen in einer Welt, die auf Leistung und Funktionalität ausgerichtet ist.
Was jede Meditation beinhaltet - egal, in welcher Form, und egal, mit welchen Inhalten sie zelebriert wird - ist die Kunst des Loslassens.
Unser Daseinsgefühl im Alltag wird bestimmt von Gedanken und Gefühlen, die sich beziehen auf das, was geschehen ist, was geschehen wird, was geschehen soll. All unsere Sehnsüchte, Enttäuschungen, Vorstellungen, Erinnerungen, Verlangen, Abrechnungen drücken sich in einem unendlichen Wirrwarr, einer endlosen Kette flirrender Gedankenmuster und Gefühlsfetzen aus. Sie verselbständigen sich, rumoren in uns herum, und letztendlich sind wir ihnen eher ausgeliefert, als dass wir über sie verfügen könnten. So produzieren wir mehr oder weniger unwissentlich permanent Energieformationen, die sich als Schatten und Verdichtungen in unserem Energiekörper manifestieren und Basis für Krankheiten sind, die sich als Gewölk um uns legen, sich einhaken in die Energiekörper anderer Menschen oder sich mit deren Energiebewegung verketten. Das sind Prozesse, die nicht nur unser persönliches Leben sondern auch unsere Familienstrukturen, Freundschaften, unser ganzes soziales und gesellschaftliches Miteinander bestimmen.
In diese zwanghaft ablaufenden Prozesse einzuwirken, sie zu lockern und zu lösen, sie bewusst zu machen, ist Sinn einer jeden Meditation. Voraussetzung ist, dieses ewige Rad der Getriebenheit unserer Gedanken- und Gefühlswelt in uns zu verlangsamen oder vielleicht für ein paar Augenblicke zu stoppen. Wir können loslassen mithilfe von Atemwahrnehmung, Licht, Klängen, Mantren, durch Imaginationskraft und Innenweltreisen. Es gibt viele Meditationstechniken. Loslassen ist Basis jeder Heilung auf körperlich-zellulärer Ebene, auf mentaler, emotionaler, energetischer, weil wir erst in dieser Atmosphäre offen sind für Regenerierung, für heilende Kräfte, die als Geschenk der Natur oder als göttliches Geschenk eigentlich immer präsent sind, denen wir uns aber verschließen im Zustand der Getriebenheit. So wie wir spüren, dass körperliche Anspannungen sich lösen und das Hamsterrad der Gedanken langsamer wird, so lösen sich auch mit jeder Meditation ganz allmählich Verknotungen und Verdichtungen in unserem Energiesystem. Ruhe und Frieden haben eine sofortige Wirkung auf unser Energiefeld. Diese Veränderung ist nicht nur im Gemüt zu spüren, sie breitet sich über unser persönliches Energiefeld hinaus aus - wellenartig und konzentrisch. Das ist möglich, weil wir in diesem Zustand unsere fordernden Energiebewegungen gegenüber der Außenwelt zurücknehmen und loslassen.
Der gleiche Wirkungsmechanismus tritt auf, wenn mehrere Menschen gemeinsam meditieren, es vergrößert sich jedoch nicht nur das Wirkungsfeld. Was sich im Einzelnen während einer Meditation als Heilkraft nach innen und Wirkung nach außen aufbaut und entfaltet, potenziert sich, wenn mehrere Menschen gemeinsam meditieren. Es potenziert sich als spürbare Kraft für den Einzelnen, aber auch als energetische Kraft, die im Raum steht. Diese Energieentfaltung ist, wenn sie in der Öffentlichkeit praktiziert wird, d.h. auf der Straße, auf öffentlichen Plätzen, noch einmal auf andere Weise wirksam, weil sie sich inmitten einer Welt von Rastlosigkeit und Betriebsamkeit aufbaut.
Es ist wie das Aufsteigen einer Lichtsäule in Vulkanform, es geschieht in minimalistischer Zeitlupenbewegung, manchmal stockt es, dann breitet es sich weiter aus, bis es eine wunderschöne Energierosette weit über den Köpfen der Meditierenden bildet mitten im Raum einer hastenden und fordernden Welt. Es geschieht, wenn man es nicht erwartet. Es ist ein Energiemuster, das jeder - wenn auch auf unterschiedliche Art - als Schutz und Frieden spüren kann.
So, wie ich als einzelne Person mir selbst Ruhe, Frieden und Heilung geben kann durch Meditation, so kann durch Meditation in der Öffentlichkeit einem großen Raum, d.h. einem wirklich großen Energiefeld Frieden und Heilung gegeben werden.

Der Meditations-Flashmob findet in Dresden einmal monatlich statt, von November bis Februar gönnen wir uns eine Winterpause. Die MedMob Saison 2014 beginnt am 22. März um 14 Uhr im Zwingergelände am Wallpavillon. Eine Dreiviertelstunde ist gemeinsame stille Meditation, danach ca. eine Viertelstunde Klangbad. Wir freuen uns über jedermann und jedefrau, der und die dabei ist.

IM LEBEN DAS STERBEN ÜBEN

Sterben um des Lebens willen

einfach JA 2015

Sterben wird von uns als Prozess vor dem Tod gesehen. Der körperliche Tod, wie wir ihn schulmedizinisch verstehen, ist ein letzter Entscheidungszeitpunkt der Seele, den Körper zu verlassen. Der Sterbeprozess ist entweder die Vorbereitungszeit, die die Seele dem Körper zum Loslassen gibt, indem sie sich mehr oder weniger langsam dem Körper entwindet, oder es ist die Zeitspanne des körperlichen Verfalls, in der die Seele allmählich oder plötzlich aus dem Körper gedrängt wird. Die Verwachsungen zwischen Körper und Seele sind offensichtlich so, dass es fast immer ein schmerzhafter Prozess ist.
Die Seele entscheidet zu gehen, wenn ihr Seelenauftrag sowie ihre Lernprozesse für eine Inkarnation erfüllt sind, wenn sie satt ist an dieser Welt - im positiven und negativen Sinne. Sie entscheidet zu gehen, wenn unser Körper nicht mehr so funktionstüchtig ist, dass er von ihr gehandhabt werden kann und ihr als Kanal für diese Welt entsprechend ihrem Seelenauftrag dienen kann. Sie entscheidet zu gehen, wenn aufgrund egomaner Entwicklungstendenzen unser Inkarnationsverlauf in einer Sackgasse mündet - auch dann hat sie keinen Spielraum mehr für Entwicklung. So wird unser Sterbeprozess immer Ausdruck unseres Lebens sein, genauso wie unser späteres Seelenleben zum großen Teil Ausdruck der vorherigen Inkarnation ist.
Nach dem Tod eines nahen Angehörigen, meistens eines Elternteils, treten oft starke körperliche Symptome auf, teilweise Krankheitssymptome, die mit unserem Schmerz oder unserer Trauer um den Toten nicht zu erklären sind. Man kann nur hypothetisch versuchen zu verstehen, was da geschieht. Eine Erklärung ist, dass durch das Weggehen einer Person aus dem Familiengefüge sich die Energien in den Verbliebenen, insbesondere den Nächstgeliebten = energetisch Nächstverbundenen neu ordnen, da die Informationsspeicherungen der verstorbenen Person als Realität im Familienfeld bleiben und somit neue Träger finden müssen. Eine andere Erklärung ist, dass die Hinterbliebenen ihren Weg nicht finden und sich weiter aufhalten in der Aura der Person, der sie sich verbunden fühlen, und dass sie darum ihre emotional-energetische Befindlichkeit an die entsprechende Person heften. Nach den Erfahrungen durch Seelenreisen tendiere ich zur letzteren Variante. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem.
Unsere gängigen spirituellen Vorstellungen vom Seelenleben nach dem Tod sind: sphärische Leichtigkeit, Aufenthalt in Lichtebenen, Zusammensein mit Seelenverwandten, Engeln, Gott etc. Das ist jedoch längst nicht allgemeingültig. Wenn wir uns die Realitäten der Seelen unserer Vorfahren anschauen beim Familienstellen oder in der Persönlichkeitsaura unseres Seelenhauses oder bei Gegenüberstellungen in der Oberwelt auf Seelenreisen, dann zeigt sich ein anderes Bild.
Unabhängig vom körperlichen Ablöseprozess nimmt die Seele ihre Fokussierungen und ihr aufgebautes Weltbild mit. Bestimmte Erlebnisse aus der Biografie, die zu Kreuzpunkten wurden und aus denen sich Glaubensvorstellungen entwickelten, waren maßgebend für spätere Wahrnehmungen und nahmen darum in der Persönlichkeit viel Raum ein. So ist die Seele zum großen Teil weiter erfüllt mit den Bedürfnissen, Ansprüchen und Leidenschaften, die vorher im Verbund mit dem Körper gelebt wurden. Unbewältigte, traumatische Vergangenheitserlebnisse stellen Fixpunkte dar, die zum Käfig der Seelen werden, d.h. sie werden zu einer kleinen Welt, innerhalb derer sich die Seele bewegt, sie werden zu einer Dauerprojektionsfläche. Und die Seele haftet mit diesem Zustand an den Menschen, die ihr nahe sind oder von denen sie Erlösung erhofft.
Durch unsere Wahrnehmungen, Erkenntnisse und Heilarbeiten bei Seelenreisen und beim Familienstellen lernen wir etwas über die Realitäten der Seelen nach dem Tod, und wir lernen, was gut tut, um im körperlosen Sein auch leicht und frei in der Seele zu sein. Die Frage ist nicht, wie ich der Seele im direkten Löseprozess des Sterbens das Gehen erleichtern kann von dieser in die andere Welt. Die Frage ist, wie kann ich meine Seele frei machen IN dieser Welt, um sie nicht die Last dieser Welt mitnehmen zu lassen. D.h. das Sterben beginnt im Leben. Das Sterben zum Freisein beginnt im Leben.
Alle Lasten, an denen wir nicht im Leben sterben, nehmen wir über den körperlichen Tod hinaus als Last mit auf die Reise in die Geisteswelt. Und es ist das Sterben an den Lasten dieser Welt, das gleichzeitig auch der Heil- und Auflösungsprozess für diese Welt ist, denn alles, was wir an Schwere, Last und Schmerz und Sorge aus unserer Seele lösen, das befreien wir auch von dieser Welt. All unsere Gefühle sind Energien, die - je mehr sie gelebt werden - sich um so mehr verdichten und zu Materialisierungen führen. Es gibt eigentlich nur einen Tod: das ist die Erstarrung in der Materie. Das ist, wenn die Seele stirbt, weil sie ihren Reichtum, ihre Lebendigkeit nicht lebt, wenn ihr der Seelenraum genommen wird, wenn sie sich den Seelenraum nehmen lässt und allmählich versteinert zu grotesken Figuren und damit auch ihr Umfeld versteinert. Der Sinn der Erdentwicklung, der Transformationsprozess dieser Zeiten ist die Rückläufigkeit der Materialisierung dieser Welt. Jedes Stück Materie ist geronnene Energie, in sich tausend- und millionenfach gefestigte Seelenenergie. Alles, was wir in uns an Verfestigungen lösen, trägt dazu bei, die Festigkeit und Schwere dieser Erde zu lösen. Die Möglichkeit, Seelenenergie zu verändern, zu transformieren, Altes sterben zu machen, ist nur auf diesem Planeten Erde mit solch einer Wucht und Totalität möglich, weil unsere Seelenenergie durch die Bindung an die Materie einen stärkeren Widerstand, aber dadurch auch klarere Möglichkeiten zur Veränderung hat. Diese Möglichkeiten hat die Seele im reinen Geistesraum nicht, Seelen können über Äonen im gleichen Geisteszustand festhängen. Alle Löseprozesse sind Sterbeprozesse und sind immer gleichzeitig Übergänge ins Licht.
Assisi bringt es in seinem Friedensgebet im letzten Vers auf den Punkt: "... wer da stirbt, der erwacht zum ewigen Leben." Das eigentliche Leben, was bedeutet, das göttliche Potenzial der eigenen Seelenkraft zu leben - das ist erreichbar, wenn die Kulissen der Ängste, Zwänge, egomanen Abhängigkeit aufgelöst und gestorben sind. Den göttlichen Seelenkern können wir nur leben, wenn wir unser körperliches Leben benutzen zum Sterben. Sterben an den Mustern unseres Egos, an den Zwängen aus dem Familienfeld und den Schmerzen unserer anderen Inkarnationen.

Der Wanderer zwischen den Welten

27. August 1989

Der Trommelwirbel ging los, mich überrollend, ich sehe die Landschaft um den Krebssee, ich war früher oft dort mit meinem Hund. Ich laufe um den See, springe hinein in das Wasser, Joster am Ufer hin und her laufend, er ist nicht ins Wasser gegangen, obwohl er doch wassersüchtig ist und immer ins Wasser geht, sobald sich Gelegenheit bietet, hin und her laufend Joster am Ufer, mir nachwinselnd, ich denke, ich muss ihn verlassen, das ist so, es tut ihm weh, auch mir ein wenig vielleicht, aber das muss so sein, darum ist es nicht schlimm, Joster muss in den Wäldern bleiben. Ich weiß nicht so recht, was nun, schwimme im Kreis, dann tauche ich, und sehe, der See ist ein riesiger Trichter, die Wände des Sees 

GEREISTE SEELENREISEN

Bisonjagd

sind wie in Streifen lauter unterschiedlichen Erdschichten, schöne Farben, Sandfarben braun, orange, gelb - weiche, erdene Farben. Immer tiefer und tiefer schwimme ich in den Seetrichter hinein. Ich schaue und staune, da sind einige wenige Pflanzen, wie Farne oder Algen, sie schwingen weich und grazil mit der Bewegung des Wassers, und auch ich schwimme ganz leicht und weich immer tiefer bis zur Trichtermündung.

Und dann bin ich in meiner Grotte, bin auf dem Boden der Grotte, wie hingefallen, fühle den trockenen Sand unter meinen Händen, die Wände sind Fels. Und da sind sie wieder, die Felsbilder, diese sich auf den Felswänden lang hinziehenden großen Tierkörper in erdigem Rot, warmes, tiefes Rot, kein Orangerot. Ich sehe die Linien, die Schattierungen. Gestern noch glaubte ich, es könnten Stiere sein. Aber es sind nicht Stiere, es sind Bisons, uralte, massige Tiere. In den Körpern eine so kraftvolle geschmeidige Bewegtheit trotz dieser Masse. Da ist nichts Plumpes oder Träges. Der ganze Körper eine einzige Sehne. Mit meinen Händen streiche ich über die Bilder, meine Hände atmen die Bilder, ein Gefühl von Weite und Größe. Es riecht nach Kraft und nach einer anderen Welt in einer anderen Zeit.
Plötzlich fühle ich: Alles an mir schrumpft zusammen, alles wird eingezogen, zusammengezogen, als wäre auf mir ein solcher Druck, dass die Haut, das Fleisch in sich zusammenschrumpfen muss, immer mehr und mehr ist es, was an meinem Körper eintrocknet. Und dann sehe ich, ich bin ein Skelett. Richtig so eine Gestalt, wie wir sie hatten im Biologieraum, ein Knochengerüst mit Totenschädel. Ich bin entsetzt, wie soll ich das aushalten, ich bin kein menschliches Wesen, nur ein Knochengerippe bin ich, ich will in Panik geraten. Doch dann denke ich, es ist gar nicht schlimm, es ist so, wie es ist, nun bin ich alles los, es gibt nichts mehr, womit ich etwas vormache, es sind die blanken Knochen, ich bin in einer knöchernen, klaren, kalten Welt, ich kann nicht fühlen, ich bin Fels, ich bin Felsbilder, ich bin Knochen.
Ich laufe durch die Gänge der Höhle. Sie werden schmaler. Da sind auch andere Skelette, die herumlaufen, sie stören mich nicht weiter, sie sind eben da, ich treffe auf ein paar, wir sitzen zusammen und gehen auch schon wieder auseinander. Mein Skelett-Ich ist immer in Bewegung, es schaut da und dort, so ruhelos schaut es, eine stetige, fühllose Unrast, die das Skelett-Ich treibt, und es ist alles so erbarmungslos klar, so ohne Fühlen.
Da ist eine Katze, ganz weiß mit einem einzigen, nicht sehr großen, schwarzen Fleck. Sie umschnurrt mich, läuft um meine Knochenbeine, als wolle sie sich einschmieren bei mir, wolle da sein für mich. Ich schaue auf das Tier, das weiße, hinunter und denke, was soll das, was soll ich damit, das soll nicht mein power animal sein - eine kleine, weiße, sehnige Katze. Aber sie umschleicht meine Beine und läuft mit mir mit. Und ich denke, ach lass sie doch, läuft sie eben mit, sie stört mich nicht weiter, und irgendwann ist sie dann verschwunden.
Da ist ein kleiner Fluss, ich schaue in das Wasser, es ist dunkel, vielleicht schmutzig. Darauf treiben weiße Papierschiffchen, fast unansehnlich, so simpel, so banal, ja fast trist schwimmen sie dahin, manche nicht mal richtig aufrecht, sondern ein wenig gekippt. Ich gehe ins Wasser, laufe mit dem Wasser und sehe nun auch schwarze Papierschiffchen, sie sind noch trister, sehen sehr provisorisch aus, wie nur zufällig gemacht und zufällig daher schwimmend. Ich überlege, wie seltsam es doch sei, diese schwarzen und weißen Schiffchen, als hätten sie durch diese Farben Symbolbedeutung, irgendwas mit Tod denk ich noch. Aber weiter kann ich nicht denken. Es waren triste banale Papierschiffchen... Ich wate durch dieses Wasser, wate mit dem Wasser, und da wird es hell, das Wasser fließt zu einem Ausgang, strömt aus dem Ausgang raus, und, am Ausgang stehend, schaue ich über weites Land, schaue von oben auf die Wipfel riesiger Bäume, Bäume aus Urzeiten mit einem schweren, satten Blattgrün, dazwischen Nebelschwaden. Ich rieche diese Bäume, ich rieche diese Blätter in mich hinein, es ist wie ein Hineingezogenwerden in dieses Land. Ich stürze, lasse mich in die Tiefe fallen. Und mit dem Fallen fliege ich in ein anderes Leben, in eine andere Welt hinein. Übergangslos. Es ist der Klang der Trommel, dieser erbarmungslose Rhythmus der Trommel, der mich treibt. Und da ich in diese Landschaft hineinsprang, veränderte sich schlagartig alles, es änderten sich Raum und Zeit, mein Fühlen, meine Person.
Ich renne durch eine Savannenlandschaft - trockenes Land mit einzelnen starken Bäumen. Mein Körper ist der eines Mannes, mein Körper ist ein Wesen zwischen Mensch und Affe, wohl mehr Mensch, er ist stark, ist ausdauernd, um die Hüften eine Art Fell gewickelt. Und immer renne ich - Stunden, Tage, ein unendliches Rennen, gleichmäßig, anstrengungslos, ein Schritt wie der andere, der Körper fliegt im Rhythmus der Schritte. Und ich höre einen Klang, fühle, wie dieser Klang mich trägt, wie dieser Klang die Leichtigkeit meines Körpers ist. Und ich fühle den Ursprung des Klanges. Er kommt von über mir, von ganz weit über mir, von über dem Himmel, von weit aus dem Universum. Mein Kopf nimmt diesen Klang auf, mein Körper trägt diesen Klang, der der Rhythmus meines Laufens ist, der der Rhythmus ein jeder Zelle meines Körpers ist, der mein Lebensatem ist. Ich bewege mich zu diesem Klang, der Klang bewegt mich. Und der Klang wird durch mich auf die Erde getragen. Ich spüre, da ist ein Schatten an meiner Seite, keine feste Gestalt, es ist immer bei mir, während ich laufe, ich kümmere mich nicht weiter darum. Es ist Selbstverständnis - dieser Schatten an meiner Seite, so wie man einen Hund bei sich hat.
Und plötzlich ist Jagd. Mehrere Männer, eine Horde von Männern, fünf, sechs vielleicht, ebenso wie ich gekleidet, sie haben irgendwelche Waffen, Keulen, ich habe keine Keule, ich habe vielleicht eher so was wie einen Speer, sie rennen, ich renne mit ihnen. In der Luft ist Hetze, Hatz, Ekstase - ein sich überschlagendes ekstatisches Hetzen und Schreien, ein erbarmungsloser Kampf. Immerzu wurde gekämpft und gekämpft – gegen die Tiere, um die Tiere. Es musste gekämpft werden. Speere sausen durch die Luft, die geschleudert wurden und mit magischer Zwanghaftigkeit in die Leiber der Bisons treffen. Ganz kurz in mir Besorgnis um meinen Bison. Denn jetzt weiß ich es: Der Schatten an meiner Seite, das war mein Krafttier, mein mich begleitender Bison. Das darf nicht sein, dass mein Bison angerührt wird. Und da sehe ich ihn, ganz in der Ferne am Horizont als Schatten, ihm geschieht nichts, ihm kann nichts geschehen, er ist unverwundbar, er hat mit der Jagd nichts zu tun, er kann für die Jagd nicht benutzt werden.
Und dann ist alles vorbei, die Menschenwesen sind weg, ich bin allein in der Savanne. In mir das Sehnen nach MEINEM Bison, und da ist er - das Fell an den Beinen verfilzt und verdreckt, teilweise in Fetzen herunter hängend. Bison wächst regelrecht zu einem Berg vor mir auf, so hoch in seiner Gestalt, er legt sich auf mich, ich begreif nicht, was das soll, es schmerzt aber auch nicht. Es ist, als läge ein Berg auf mir, nichts Schweres, nichts Bösartiges, ein Berg von Kraft und Frieden und tiefem, wohligen GeborgenSein.
Dann ist Sturm, ein so entsetzlicher Sturm. Riesige Bäume werden samt Wurzeln heraus gerissen, Grasbüschel fliegen durch die Luft, aufgepeitschte Erde, aufgepeitschter Sand. Es ist die Zerstörung einer ganzen Welt, und es ist Kraft, eine ungeheure Kraft.
Ich liege auf dem Boden, halte mich an Bison fest, er liegt geduckt auf der Erde und lässt mit Gleichmut den Sandsturm vorübergehen, ich greife tief in das braune, zottige, dichte Fell hinein. Am Bauch meines Bisons, mich ganz dicht an ihn zerrend, kann mir nichts geschehen von dem Sturm, mein Bison ein Berg, mein Bison alles abhaltend.
Als der Sturm etwas nachlässt und nur der Wind noch säuselnd über die Savanne bläst, sehe ich vor mir eine große Wasserlache, der Wind pfeift darüber, und ich sehe, wie im Wind das Wasser austrocknet. Es sind einige wenige Minuten, aber ich höre im Pfeifen des Windes die Zeit, die Unendlichkeit der Zeit und damit ihre Auflösung. Und ich sehe, wie das Wasser mehr und mehr durch den Sturm verdunstet und wie sich im Boden Risse bilden, so wie es ist, wenn eine Pfütze austrocknet. Die Risse werden größer, sie breiten sich aus, sie werden zu Linien, ich verfolge die Bewegungen einer einzelnen Linie, sie teilt sich, läuft zweifach weiter, teilt sich wieder und wieder, verteilt sich in unzähligen Fäden. Ich sehe: der Wind ist die Zeit, und die Linien sind meine Leben, die geschehen werden und die geschehen sind. Die Linien formen sich dahin und dorthin, jede Krümmung, jede Windung, jede Geradheit ist Ausdruck eines Zustandes in einem dieser Leben. Viele Leben. Alle Generationen, die aus meiner Linie mir nachfolgen.
Da war das TrommelZeichen für zurück. Ich dachte, ich muss jetzt schnell zur Höhle zurück gehen. Ich rannte, Bison an meiner Seite, und kurz vor der Höhle streckte sich meine Hand zum Himmel aus, so lang gezogen wurde meine Hand, in der Luft lang gezogen, als würden meine Finger von der Luft aufgesogen, und aus dem Nichts der Luft wurde mir ein Ring übergestreift, als sei meine Hand ein Magnet, und der Ring müsse unbedingt an diesen einen Finger von mir. Dann war Schluss, wie aufeinander abgestimmt.

Tartarosgesichte

24. Oktober 1989

In der Nacht vom Sonntag kam eine Reise, ohne dass ich sie wollte. Ich war scheinbar in einer permanenten Trance den ganzen Tag, kaum dass ich die Augen schloss, ging es los, es ging gar nicht anders, als dass ich im Zustande geschlossener Augen sofort Bilder sehen musste, das Dunkel hinter meinen Augen riss auf, wie ein Vorhang schob es sich beiseite, und es waren Bilder von einer solchen Klarheit, von einer solch merkwürdig fotografischen Präzision, wie ich sie in der Trommeltrance noch nie erlebt hatte. Es war eine völlig andere Welt, eine noch nie geschaute. Am Eingang einer riesigen Grotte - vielleicht zehn, zwanzig Meter hoch - fand ich mich, es war eine andere als die, die ich vorher kennen gelernt hatte. Der Fels über diesem Eingang reichte weit hinauf, es war kein Himmel zu sehen, es war Fels über Fels sich vor mir aufbauend, und es war grauschwarzes Gestein, es hatte eine so seltsame Dichte, es war in sich unentrinnbar, so wirklich. Menschen waren überall, einzeln verstreut, jeder so ganz mit seinem eigenen Sein beschäftigt, ohne Verbindung zu den sie umgebenden anderen Menschen, sie waren wie in sich versunken, ganz für sich seiend, ein mythisches VersunkenSein, ein mythisches Vor-sich-Hinschauen in ich weiß nicht was für Fernen, manche zufällig sich nähernd der Grotte, manche nur in der Nähe sich mit irgendwas beschäftigend, es waren übrigens alles schwarzhäutige Menschen.
Und da war ich auch schon in der Grotte. Da war ein großes Wasser, ein sehr breiter Strom, der gemächlich dahinfloss. Eine Negerin war auf einem Boot oder Kanu stehend, stakenderweise das Boot bewegend, doch auch so langsam, so ganz langsam, als hätte sie alle Zeit für sich, so langsam und bestimmt, ganz schwarz war sie, stabil gebaut, die Haare verdeckt unter einem Tuch, dass wie ein Turban vielleicht gebunden war, die Stirn frei, schön, hoch gewölbt, und da war auch dieses In-sich-Versunkensein, dieses In-ein-Nichts-Blicken, ich sah sie das Boot stakend vorwärts bewegen, und ich sah das Ufer des breiten Flusses.
Eine nicht überschaubare Ausdehnung hatte die Grotte in ihrem Inneren, eine Landschaft - majestätisch und in tiefer Ruhe, als sei die Zeit stehen geblieben oder als sei sie extrem verlangsamt. Alles sah ich in dieser fotografischen Schärfe, ich ging am Ufer entlang, ich sah mich eigentlich nicht, das fällt mir jetzt erst auf, ich sah mich nicht in Bildern, wie es beim Trommeln meistens der Fall ist, ich sah immer meinen BlickAusschnitt, meine Augen also gingen am Ufer entlang, als ob ich selbst vielleicht auf einem Kanu auf dem Strom dahinschweben würde, ja, so war es vielleicht auch, ich war auf einem Kanu, aber ich konnte das Kanu nicht richtig sehen und ich konnte mich nicht sehen. Meine Augen schwebten dahin und sahen am Ufer des Stromes die Bilder. Da war eine riesige Gestalt, zu deren Füßen ich mich plötzlich befand, aber zuerst wusste ich nicht, dass dies überhaupt eine Gestalt sei. Wie schwer es ist, zu beschreiben, was ich sah. Wenn die Bilder da waren, waren sie klar und scharf, aber sie brauchten ihre Zeit, bis sie sich mir zeigten in ihrer Größe und Absolutheit, als ob meine Seele die Zeit brauchte, um diese Bilder mit ihren wuchtigen Realitäten annehmen zu können. Da war etwas Riesenhaftes unter einem Tuch, und da war das Tuch plötzlich sich bewegend, und es kamen Fingerknöchel zum Vorschein, die waren so riesengroß, und während das Tuch sich beiseite schob und ich erkennen musste, dass dies Fingerknöchel, Teile einer Hand waren, bekam ich es mit der Angst zu tun, und ich wünschte mir so sehr Bison, seine Nähe, ich dachte, ich halte es sonst nicht aus, und dann konnte ich die ganze riesige Gestalt sehen, war sie groß, ich reichte der Gestalt vielleicht bis zu den Fußknöcheln, so groß war die Gestalt. Auf einem Thron saß sie, war böse und verkniffen, war ganz gelb, ein totes, ein schmutziges Sandgelb, alles vielleicht wie Pergament nur stofflicher, also nicht so pergamenten dünn, es war eine richtig räumlich existierende Gestalt, eine riesige Gestalt, und so ein entsetzliches Gesicht mit dicken, wulstigen Lippen, aber es war dumm, eine böse Dummheit, so als wäre sie sich selber über und darum darauf aus, andere Menschen zu schädigen, ihnen Böses zu tun, jahrelang trainiert darin, andere Menschen der eigenen Boshaftigkeit auszusetzen, sie damit zu konfrontieren, und an der eigenen Boshaftigkeit war er verhärmt, verdummt, so sah er aus, nur da sitzend, um Böses tun zu können, und in dieser Bosheit völlig verdummt - ein aufgeblasenes Bürokratengesicht. Ein bisschen beugte sich die Gestalt zu mir herunter, mir stockte der Atem, und ich dachte, wie schlimm die Gestalt sei, dass ich Angst hätte, und ich wünschte mir ganz nah meinen Bison, stellte mir die Nähe und Geborgenheit von Bison vor, und da hatte ich keine Angst mehr, die Gestalt erhob sich wieder, sie hatte gemerkt, dass sie mir nichts antun konnte, und ich wunderte mich darüber. Es war eine so große und mächtige Gestalt, und sie konnte mir doch nichts antun, die Boshaftigkeit an sich war in ihrer Dummheit so klein. Steif und starr blickte das böse Gesicht wieder vor sich hin, und ich ging weiter. Es war wieder ein solches Schweben, dass ich mich nicht sah, sondern nur das Ufer sah, und da war ein Knabe, er war erst so schön, so verlockend, vielleicht zum Verlieben, dachte ich, so ein Knabe-Jüngling, er hatte etwas wirklich Verführerisches, ich schaute und schaute, ich hörte nicht auf zu schauen, als wollte ich doch genau wissen, ob dieser Knabe-Jüngling mir etwas bedeuten könne. Der Knabe begann sich zu drehen, und während des Drehens formierte er sich in andere Gestalten, er mutierte in das, was hinter seiner Erscheinung war, und da sah ich, dass es etwas Böses war, etwas Feindliches, dem ich mich nicht nähern durfte. Und dann wieder weiterschwebend mein Blick sah ich eine Frau mit sehr langem Haar, sie schien sich zu kämmen, es war wie eine Lorelei, so schön, so wunderschön, so anziehend, doch da wusste ich gleich, es sei etwas Gefährliches und dass ich mich dem nicht nähern dürfe, da war erst gar nicht das Verlangen oder die Versuchung. Und weiter schaute ich, schaute in eine Seitengrotte, die sich höhlenartig öffnete. Das Wasser des Stromes sich überall verteilend, und am Ende dieser Höhle war mittig eine Insel. In dieser Höhle war ein flimmerndes Licht, das kam von einem vielleicht zwei Meter hohen riesigen Diamanten, so flimmernde, schillernde und bewegliche Lichtstrahlen, funkelnd in alle Richtungen, Energie ausendend, die Luft dort war flirrend und vibrierend von dieser Strahlung des Diamanten. Ich schaute hin, schaute auf das Licht, auf diesen riesigen Diamanten, und ich wusste, das ist der Gral, das ist der Gral, da ist der Gral, und eben im gleichen Moment wusste ich, vom Flirren des Grals darf ich nicht getroffen werden, kein funkelnder Lichtstrahl des Grals darf auf mich treffen, warum, das wusste ich nicht, ich wusste nur, mich darf das Leuchten des Grals nicht treffen, es würde mich töten, und ich sah mich verstecken hinter einem Felsvorsprung. Aber ich war so neugierig, und ich war auch so mutig, denn ich hatte auf den Reisen vorher gemerkt, dass ich die Bilder zerstöre durch meine Angst, und ich brauche keine Angst zu haben - so habe ich geglaubt, ich hatte gemerkt, wie oft ich abblocke durch Angst, ich wollte an alles glauben, was ich sehe, wollte nicht zurückschrecken vor scheinbar Unglaubwürdigem, also versteckte ich mich hinter einem Felsvorsprung, und ich dachte, ich bräuchte ein farbiges Visier, um nicht geblendet zu werden vom Gral, und da schob sich vor mich ein grünliches Visier. Der Gral ist einfach zu schön, so dass eines Menschen Auge den Anblick des Grals nicht erträgt, irgendso was. Jedenfalls war da also ein grünliches Visier, und ich schaute durch und schaute immerzu zum Gral und versuchte zu erkennen, was daneben noch sei, denn da war noch was, wie ein Schatten oder so, aber ich konnte es nicht richtig ausmachen, was es sei, und da sah ich so etwas wie ein dickes Frauenbein, nur den unteren Teil des Beines sah ich, das Knie, die Waden, den Fuß. Dieses Bein war wie ein Symbol der Wolllust, der Ekstase, der brodelnden Wolllust, des In-sich-Genießens, und ich wollte es gar nicht glauben, es passte irgendwie nicht zu meinen Vorstellungen, ich hatte wohl eher an etwas Heiliges, an etwas ganz Hehres geglaubt, und ich wollte nicht richtig daran glauben, dass um den Gral herum ein Zentrum der Wolllust, der Sinnlichkeit, der Begierde sei, und jetzt, wenn ich es so schreibe, bin ich auch schockiert, der Gral als die absolute Konzentration, nein, als der Quell eines permanenten Orgasmus, irgendso was, der Gral, die Quelle oder die absolute Hochspannung, die permanente Vibration in Wolllust.
Ich konnte es nicht fassen, was ich sah und was ich nun hätte glauben müssen, ich konnte es nicht richtig annehmen, und nun kamen Bilder, Bilder über Bilder, die mich überströmten, so ständig, so ohne Ende, fotografisch genau, es hätten mit der Kamera gefilmte Bilder sein können. Es war eine freie Landschaft - ein riesiger breiter Fluss, wohl vom Gebirge kommend, Menschen im Fluss, die fortgeschwemmt wurden, die sich mühsam ans Ufer schleppten, ihr Hab und Gut im Strome dahin schwimmend, Gesichter, die sich abgefunden hatten mit diesem Schicksal. Es waren asiatische Menschen, dann eine weite Sandebene, schwarzhäutige Männer mit sonnenschützenden Hüten, die in endloser Mühseligkeit dahin lebten, und dann eine Frau, eine sehr schön gekleidete, vielleicht mondän gekleidete Frau, es war wie in einer Burg, sie stand hinter einem Mauervorsprung, sie stand, als lauere sie auf etwas und müsse sich gleichzeitig verstecken. Sie war auf Beute aus, um ihre Weiblichkeit zu nähren, dazu zeigte sie sich und versteckte sich, zeigte und versteckte sich - ein unendliches lauerndes VersteckSpiel, und da durchzuckte es mich, dass all diese Menschen, die ich sehe, dass dies Tote seien, Menschen der Unterwelt, und ich sehe ein Ausschnitt ihres Lebens noch vor ihrem Tod, der Ausschnitt, in dem sie für Ewigkeiten verfangen sind. Das dachte ich, und ich war erschrocken, dass es so sein sollte, ich war fassungslos, und es machte mich müde und schlaff.
Dann war ich wieder in der Höhle, in der riesigen Grotte, muss ich sagen, ich sah noch mal all die Dinge, aber nur kurz. Ich weiß nicht, war es der Rückweg, oder war es nur mein Bemühen, mir alles nochmal einzuprägen, es war schlimm, ich brauchte mich nur erinnern zu wollen, und schon erstanden die Bilder wieder mit einer solchen Präzision, aber sie waren dann nur flüchtig, und ohne den vorherigen Erlebnisablauf für mich. Ich denke schon, es war mein Rückweg, und ich wollte schlafen, war so sehr müde, stand auf, konnte das Gesehene nicht richtig in meinen Kopf bringen, rauchte, versuchte wieder zu schlafen, immer kamen Bilder.

Jetzt denke ich, es waren die Traumgesichte von Toten. Ihre Seelen waren entweder gefangen in den letzten Augenblicken ihres Lebens, oder sie lebten im Tod fortwährend das, was sie während ihres Lebens für den Inbegriff ihres Lebenssinnes hielten.
Beim Gral weiß ich nicht - er ist er keine Realität in der Materie, aber eine um so heftigere Realität in der Welt der Geister. Soll seine Energie das Zentrum ekstatischer Wolllust sein, oder ist dieses Zentrum um ihn herum etwas, was die Menschen in ihrer Gier nach dem Gral als energetisches Feld aufgebaut haben? Oder ist der Gral, umlagert von Geilheit und Begierden der Seelen, die auch zu irdischen Lebenszeiten nichts anderes gelebt haben, nur eine Projektion dieser Menschenseelen?